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03. Mai 2024, in Bern
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Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis

Bauszene

Nominiert: Das sind die nachhaltigsten Gebäude 2021

Acht Nominierungen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur - darunter ein Recyclinghaus, Neubauten in Holzbauweise sowie verschiedene vorbildliche Sanierungen.

September 17, 2021

Die renommierte Auszeichnung Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur wird in diesem Jahr zum neunten Mal gemeinsam von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) vergeben. Die Preisverleihung soll im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages am 3. Dezember 2021 in Düsseldorf erfolgen. Die Nominierten des DNP Architektur zeigen in großer Vielfalt und Qualität individuelle Lösungen ganzheitlicher Nachhaltigkeitsstrategien für Gebäude verschiedenster Größe, Funktion und Gestalt. Mit der Vielseitigkeit von Holz beschäftigen sich gleich mehrere Projekte. Auch für eine ressourcenschonende Sanierung gibt es beispielhafte Pioniere und zwei Gebäude zeigen, was zum Thema Recycling heute schon alles möglich ist. Von "einfach Bauen" bis zu Europas größter Grünfassade: Die Nominierten präsentieren Vorreiter der Transformation im Bausektor. Hier die Vorstellung der Projekte und die Auswahlbegründung der Jury:

Casa Rossa, Chemnitz

Bauherr: Bodensteiner Fest Stroux GbR
Architekt: bodensteiner fest Architekten BDA
Die Rettung des maroden, vom Einsturz bedrohten Gebäudes, der Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz und das respektvolle Weiterbauen bilden gemeinsam den Beispielcharakter der Sanierung des Gründerzeitgebäudes in der Blockrandstruktur in Chemnitz. Das historische Mauerwerk aus Reichsformat-Ziegeln von 1910 bestimmt Inneres wie Äußeres der Casa Rossa. Die zerstörten Holzbalkendecken wurden durch Ziegel-Einhangdecken ersetzt. An anderer Stelle abgebrochene Steine wurden für die Innenwände weiterverwendet. Die gedämmte Gebäuderückseite und das neu aufgebaute Dachgeschoss werden als Potenziale für die Erfüllung von Gebäude-Energiewerten, aber auch von zeitgemäßen Ansprüchen an großzügige Wohnraumgestaltung und Belichtung gesehen. "Die intelligente Konzeption und die unerschrockene Herangehensweise zeigen in vorbildlicher Weise den Umgang mit einer Gebäuderuine, von dem man nur hoffen kann, dass er Schule macht und als ernstzunehmende Alternative zur Luxussanierung gesehen wird. Die Ästhetik des Imperfekten und der minimalistische Ansatz machen die Casa Rossa zu einem Pionier der Umbauwende."

Einfach Bauen, Bad Aibling

Bauherr: B&O Gruppe
Architekt: Florian Nagler Architekten
Wenn uns der Wandel zu einer CO2-neutralen, gebauten Umwelt wirklich gelingen will, müssen wir lernen nicht nur konventionelle Materialien durch Ressourcenschonendere zu ersetzen, sondern von vornherein auf einzelne Schichten und komplizierte Haustechnik zu verzichten, kurz: Einfacher zu bauen. Mit dieser Fragestellung setzt sich das Projekt „Einfach Bauen“ in Bad Aibling in vorbildlicher Art und Weise auseinander. Drei identische Häuser wurden in Leichtbeton, Massivholz und Ziegel-Mauerwerk errichtet. Die jeweils einschichtigen Konstruktionen der monolithischen Wandbauweise bieten ausreichend Dämmung. Die gewünschte klimatische Trägheit wird über die große thermische Speichermasse erreicht. Heiz- und Lüftungstechnik wurden auf ein Minimum reduziert. Durch die gewählte vereinfachte Bauweise ohne Fremdmaterialien wird ein überdurchschnittliches Recyclingpotential erreicht. So werden die Möglichkeiten und Grenzen des Prinzips „Einfach Bauen“ wissenschaftlich fundiert betrachtet. Das Projekt "Einfach Bauen" kann so zum Startpunkt für eine neue Bauentwicklung werden.

Hotel Bauhofstraße, Ludwigsburg

Bauherr: Fedor Schoen GmbH & Co. KG
Architekt: VON M
Das Hotel Bauhofstraße in Ludwigsburg ist als modulares Bausystem aus Holz entwickelt. Damit wird ein sehr hoher Vorfertigungsgrad erreicht und die Bauzeit minimiert. Die Brandschutzvorgaben für Gebäudeklasse 4 sind erfüllt, eine besondere konstruktive Herausforderung. Das Holz ist FSC-zertifiziert. Eine Umnutzung zu „Micro-Appartements“ ist denkbar, ein Teil der Zimmer ist barrierefrei. Wichtig war den Architekt*innen „ein in Bezug auf Organisation, Konstruktion und Materialität durchgängig nachhaltiges und in die Zukunft gerichtetes Gebäude zu entwickeln. Dabei spielt die größtmögliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb eine wesentliche Rolle.“ Der Energiestandard entspricht KfW-Energieeffizenzhaus 55. Heizenergie wird über das städtische Fernwärmenetz bezogen. Das „Hotel Bauhofstraße“ ist mithin ein wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung des Holzbaus im innerstädtischen Kontext.

Kö-Bogen II, Düsseldorf

Bauherr: CENTRUM Projektentwicklung GmbH, Düsseldorf; B&L Gruppe, Hamburg
Architekt: ingenhoven architects
Der Kö-Bogen II ist zunächst ein komplexes, gegenwärtige Nachhaltigkeitsstandards erfüllendes Immobilienprojekt: Eine mehrgeschossige Handelsimmobilie mit Büroflächen in den Obergeschossen, unterirdisch mit Parkgeschossen und mit einem Nahversorger im Tiefgeschoss. Die Haustechnik ist konventionell ausgeführt. Der Kö-Bogen II ist in seiner gesamten Ausführung mit DGNB Platin vorzertifiziert, die Bauprodukte sind entsprechend dieser Anforderung ausgewählt. Die grünen Platzfassaden und Schrägdächer, welche durch die spezifische Handels-Nutzung ermöglicht wurden, werden hier zum Symbol und Superlativ: „Europas größte Grünfassade“. Die abgeschrägten, bewachsenen Fassaden und Dächer sind der „Land Art“ entliehen und sollen der Stadt so viel wie möglich unversiegelte Grün- und Naturfläche zurückgeben, die durch die bauliche Inanspruchnahme des Bodens verloren gingen. Der Verfasser spricht von einem Paradigmenwechsel hin zur grünen, klimaangepassten Stadt des menschlichen Maßstabs. Die 35.000 vorgezogenen Hainbuchen-Heckenpflanzen sind in mehr als 500 Pflanztrögen untergebracht und ergeben eine insgesamt acht Kilometer lange Hecke, die vom Grünvolumen her mit 80 großen Bäumen vergleichbar ist. Der Investor wurde durch einen städtebaulichen Vertrag verpflichtet, die Qualität der Grünfassade für 99 Jahre zu garantieren. Das derzeit laufende Monitoring des Begrünungssystems liefert Erkenntnisse für Betrieb und Wartung der Fassade. Hier leistet das Vorhaben Pionierarbeit für künftige Bauvorhaben mit intensiver Fassaden- und Dachbegrünung.

Mehrfamilienhaus in Holzbauweise, Nürnberg

Bauherr: wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen
Architekt: Architektur und Städtebau, wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen
Das dreigeschossige Mehrfamilienhaus in Nürnberg ergänzt auf gelungene Weise die Mustersiedlung der „Deutschen Bauausstellung“ von 1949, indem das Gebäude die aktuellen Entwicklungen im Wohnungsbau und vorfabrizierten Holzbau widerspiegelt. Neben dem Holzbau gehört zum nachhaltigen Planungsansatz auch ein entsprechendes Haustechnikkonzept mit einer Photovoltaik-Anlage zur Erzeugung von Eigenstrom mit hohem solaren Deckungsanteil und einer Wärmeversorgung über Geothermie. Das Mehrfamilienhaus prahlt nicht mit seiner innovativen Massivholzkonstruktion. Die Fassade gibt mit ihrer Putzoberfläche wenig preis vom hölzernen Inneren des Gebäudes. Die Grundrisse sind kompakt und folgen der Logik der Vollholzkonstruktion. Das MFH ist ein gelungenes Beispiel für den konsequenten Einsatz nachwachsender Baustoffe und die Umsetzung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Ein Musterbau unserer Zeit für eine wichtige Bauaufgabe: Die Schaffung ressourcenschonenden Wohnraums.

Recyclinghaus, Hannover

Bauherr: Gundlach GmbH & Co. KG
Architekt: Cityförster architecture+ urbanism
Das Recyclinghaus in Hannover, ein zweistöckiges Einfamilienhaus im Stadtteil Kronsberg, ist ein Prototyp für experimentelles Bauen und zugleich Reallabor für neue Möglichkeiten und Potenziale verschiedenster Arten und Dimensionen des Recyclings. Das Gebäude basiert auf der Idee der erfinderischen Sparsamkeit und einer möglichst konsequenten Anwendung unterschiedlicher Prinzipien des ressourcenschonenden Bauens: Einbau recycelter Materialien und Baustoffe (z.B. Gründung aus Recyclingbeton oder Fassadendämmung aus recycelten Jutesäcken), lokale Bauteilernte und Wiederverwendung gebrauchter Bauteile (z.B. Fenster- und Fassadenelemente, Holzbalken, Ziegelsteine, Badobjekte), Verwendung neuer, recyclingfähiger Bauprodukte (z.B. Rohbau aus leimfrei zusammengesetzten Massivholzelementen, die ohne Qualitätsminderung und ohne eine Beseitigung von Schadstoffen demontierbar und wiederverwertbar sind), Berücksichtigung der Transportwege der Materialien und Vermeidung bzw. Wiederwendung der während des Bauprozesses anfallenden Materialreste. Durch die konsequente Anwendung dieser vier Prinzipien entstand der Prototyp eines Wohnhauses, das in anschaulicher und origineller Form zeigt, wie aus der konsequenten Umsetzung innovativer Ansätze des ressourcensparenden, kreislauforientierten Bauens neue Formen von Architektur entstehen können. Damit gelingt es dem Projekt in überzeugender Weise, die bisher vor allem theoretisch diskutierten Ansätze des „Urban Minings“ in die Praxis zu übersetzen und zu zeigen, welche technischen und gestalterischen Möglichkeiten sowie Herausforderungen sich aus neuen Kombinationen und Verwendungen von recycelten bzw. recycelbaren Materialien ergeben. 
 
TauberPhilharmonie, Weikersheim

Bauherr: Stadt Weikersheim
Architekt: HENN
Das Kultur- und Veranstaltungshaus TauberPhilharmonie in Weikersheim ist ein Pilotprojekt für ein Gesellschaftshaus im ländlichen Raum abseits von Ballungszentren. Auf einer Nutzfläche von 3.000 Quadratmetern wurden hochklassige Kultur- und Stadthallenfunktionen miteinander vereint: Konzerte aller Art, Kino, Festivals, Ausstellungen, Seminare, Tagungen und Feiern von Firmen oder im privaten Kreis sind hier in einem Haus möglich. Die tragenden Bauteile und Fassaden des Gebäudes wurden weitestgehend mit Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung realisiert. Es wurde konsequent auf die Vermeidung von Verbundmaterialen, auf eine leichte Demontierbarkeit der Bauteile und Bauprodukte sowie die Verwendung von robusten Materialien mit einem geringen Unterhalts- und Reinigungsaufwand geachtet. Zudem wurde mit fränkischem Muschelkalk ein regionaler Naturstein aus den örtlichen Steinbrüchen beim Bau verwendet. Wärme und Kälte wird mit Geothermie aus den Uferzonen der nahegelegenen Tauber erzeugt. "Das Gebäude ist ein gelungenes Beispiel für eine konsequent zeitgenössische Architektur, die es schafft, sich mit sehr wenigen Mitteln zu den baulich regionalen Eigenheiten zu bekennen, diese in eine architektonisch eigenständige Form zu transformieren und die Stadt Weikersheim durch einen einladenden neuen Ort für die Musik, Veranstaltung und Gesellschaft gestalterisch nachhaltig weiter zu bauen."
 
Verwaltungsgebäude Tierpark, Berlin

Bauherr: Tierpark Berlin-Friedrichsfelde GmbH
Architekt: ZRS Architekten
Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde wollte anstelle des vorhandenen DDR-Systembaus aus den frühen 1960iger Jahren ein neues Verwaltungsgebäude errichten. ZRS Architekten konnten mittels einer Ökobilanzierung den Bauherrn davon überzeugen, dass es nicht nur wirtschaftlicher ist, statt Totalabbruch und Neubau das vorhandene Gebäude zu erhalten, sondern dass es auch ökologisch und gestalterisch nachhaltiger ist, mit wenigen gezielten Maßnahmen das Haus den heutigen Anforderungen anzupassen. Man baute die vorhandene Fassade zurück und ersetzte diese durch eine vorgefertigte, diffusionsoffene Fassade in Holztafelbauweise mit Zellulose-Einblasdämmung und Holz-Alu-Fenstern mit Dreifachverglasung. Sortenreine Materialien in Kombination mit reversiblen Verbindungen ermöglichen eine einfache Montage und Demontage und damit die Wieder- und Weiterverwendung. Die Skelettstruktur im Innern des Gebäudes wurde erhalten, Heizungs-, Sanitär-, Lüftungs- und Elektroinstallation hingegen wurden komplett erneuert. Durch den wesentlichen konstruktiven Substanzerhalt konnte auch ein Großteil der bauzeitlichen charakteristischen Innenausbauten wie Terrazzoplatten, Einbauschränke und Akustikdecken erhalten werden. Das Energiekonzept des Gebäudes zeichnet sich durch seinen konsequenten Low-Tech-Ansatz aus. Durch außenliegenden Sonnenschutz und die hohe thermische Masse des Bestands kann auf aktive Kühlung und mechanische Lüftungstechnik verzichtet werden. Die Wärmeversorgung erfolgt über das vorhandene Nahwärmenetz des Tierparks. Das Verwaltungsgebäude des Tierparks Berlin ist ein besonders konsequenter und damit beispielhafter Beitrag, wie auch mit ganz einfachen Mitteln ressourcenschonend, ökologisch und gestalterisch nachhaltig, zugleich unschlagbar wirtschaftlich saniert werden kann.

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